Überregionale Berichterstattung über Landratswahlkampf

SZLandratViele haben wie ich die Süddeutsche Zeitung nicht abonniert. Ich habe jedoch von jemanden einen interessanten Artikel übersandt bekommen, den ich Euch nicht vorenthalten möchte, da es um das Thema Landratswahl im Landkreis Landshut, aber auch Bürgermeisterwahl in Ergolding geht. Kommunalwahl Schlappe Schwarze ================= Von Wolfgang Wittl Landshut – Die Ergoldsbacher CSU hat für ihren Wahlkampfauftakt einiges auf die Beine gestellt, das muss man ihr lassen: Kinderschminken, eine Darbietung der Musikschulballettgruppe, Kaffee und Kuchen für einen Euro, einen Malwettbewerb. Übertroffen wird das Programm nur noch vom Besuch Horst Seehofers. Es ist bereits sein zweiter Auftritt im Landkreis Landshut in wenigen Tagen. Der Ministerpräsident und CSU-Chef ist ein gefragter Mann im Kommunalwahlkampf, seine Popularität soll auf die Kandidaten abfärben. Und die CSU im Großraum Landshut kann jede Unterstützung brauchen. Gleich wird Seehofer in der Goldbachhalle eintreffen, die lokalen Parteigrößen treffen aufgeregt letzte Vorbereitungen. Nur ein Mann mit goldener Amtskette steht ungerührt in der Eingangstür: Ludwig Robold, der an dem Bohei nicht ganz unschuldig ist. In nur einer der zehn größten Landkreisgemeinden stellt die CSU den Bürgermeister – acht sind in der Hand der Freien Wähler wie des Ergoldsbachers Robold. Nun muss die CSU sogar aufpassen, nicht auch noch den Landratsposten und das Landshuter Rathaus zu verlieren. Ausgerechnet in der Hauptstadt jenes Bezirkes, in dem die CSU bei der Landtagswahl am besten abgeschnitten hat. Die Schwäche der Landshuter Christsozialen nur mit der Stärke der Freien Wähler zu begründen, das wäre wohl zu einfach. Gewiss, der nördliche Landkreis ist Aiwanger-Land. Der Landeschef der Freien Wähler stammt von hier, auf der Kreistagsliste tritt er auf Platz vier an. Wahrscheinlich ist es aber umgekehrt: Dass die Freien Wähler überhaupt so auftrumpfen können, haben sie der Fähigkeit der CSU zu verdanken, sich das Leben in Landshut selbst besonders schwer zu machen. Auch Landrat Josef Eppeneder ist nach Ergoldsbach gekommen, bei der Begrüßung bekommt er freundlichen Applaus. Vor knapp zwei Jahren hätte die CSU ihn am liebsten noch abgesetzt, wenn sie denn gekonnt hätte. Damals hatte Eppeneder bayernweit Schlagzeilen gemacht, weil Kinder von ihm Immobilien an den Landkreis vermieteten – als Asylbewerberunterkünfte für teures Geld. Der Landrat bestritt, in die Geschäfte verwickelt gewesen zu sein. Doch selbst enge politische Freunde bezeichneten die Sache als „sehr unglücklich“, sie fürchteten, Eppeneder werde die Partei in einen Abwärtssog ziehen. Juristisch war dem Landrat nichts anzuhaben. Irgendwann hatte sich die Partei damit abgefunden, dass Eppeneder die Angelegenheit aussitzen werde. Ein drittes Mal als Landrat würde er wegen der Altersregelung ohnehin nicht antreten können. Umso verwunderlicher ist es, dass der 66-Jährige nun auf Platz zwei der CSU-Kreistagsliste zu finden ist, als wäre nie etwas geschehen. Die Partei habe ihn darum gebeten, heißt es offiziell. Daniel Sporer, der ihm als Landrat nachfolgen soll, sieht darin gar eine „wunderbare Geste“, die zeige, dass Eppeneder ihm den Rücken stärke. Manch einer könnte freilich auch auf die Idee kommen, da sitzt der alte Landrat dem neuen im Nacken, weil er ihm das Amt nicht zutraut. Es gibt jedenfalls wenige Beispiele in Bayern, in denen ein scheidender Landrat sich für den Kreistag bewirbt – noch dazu auf einem Platz, der eigentlich dem Kreischef vorbehalten ist. Vielleicht hat der demonstrative Schulterschluss auch damit zu tun, dass Sporer in der CSU gar nicht erste Wahl gewesen sein soll. Im Landkreis gilt es als offenes Geheimnis, dass Eppeneder die Kandidatur erst Peter Dreier angetragen haben soll – einem Bürgermeister der Freien Wähler, der nun seinerseits mit guten Aussichten gegen Sporer ins Landratsrennen geht. Dem Wähler dürfte schwer zu erklären sein, warum der CSU-Mann jetzt plötzlich besser sein soll als der zuerst favorisierte Dreier. Auch in Ergolding, der größten Gemeinde des 150 000 Einwohner zählenden Landkreises, fürchten CSU-Mitglieder eine Niederlage – trotz einer namhaften Kandidatin: Gertraud Goderbauer, vor wenigen Wochen noch Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Landtag, bewirbt sich als Bürgermeisterin, obwohl ihre Lebensplanung anders aussah. Goderbauer wollte eigentlich vom Landtag in den Bundestag wechseln, doch die Delegierten verweigerten ihr die Gefolgschaft. Für die Ergoldinger könne es daher so aussehen, als sollte eine altgediente Politikerin hier noch versorgt werden. Auch Goderbauer hat deshalb bereits Besuch von Seehofer erhalten. Der erklärte in Ergoldsbach, seine Auftritte folgten lediglich den dringenden Wünschen von der Basis. Er frage nicht nach, ob der örtliche Bewerber Probleme habe oder er sich in irgendwelche CSU-Krisengebiete begebe. Wäre dies ein Kriterium, so wäre Seehofers Visite in der Stadt Landshut wohl unausweichlich. Dort wird der Oberbürgermeister zwar erst in zwei Jahren bestimmt, doch erste Weichen werden schon jetzt bei der Stadtratswahl gestellt. Für die notorisch zerstrittene CSU dürfte es nicht einfacher geworden sein, seit ihr einige Stadträte unter dem Namen „Landshuter Mitte“ den Rücken gekehrt haben. Wer für die CSU das Rathaus verteidigen soll, weiß derzeit niemand. Sicher ist nur, dass der beliebte Oberbürgermeister Hans Rampf aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung steht. Die besten Chancen auf Rampfs Nachfolge habe wohl Jutta Widmann, sagen sogar CSU-Mitglieder, sofern die sich zu einer Kandidatur durchringen könne. Derzeit sitzt sie für die Freien Wähler im Landtag.

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